Analyse des Endspiels Khenkin-Bartel

Verfasst von Julian Geske am Mi, 11/14/2012 - 13:13

Druckversion



ChessBase HTML output


(1) Khenkin,Igor (2655) - Bartel,Mateusz (2635)

Schachbundesliga 2012/2013 Wiesbaden (4.1), 11.11.2012

[Felix Kayser]


In der Schachbundesliga sind wir Wiesbadener mit 2 Mannschaftssiegen in Griesheim, unserem Reisepartner, optimal gestartet. Jetzt stand am 10.+11.11 unser Heimwochenende an. Nach der samstäglichen Niederlage gegen stark antretende Solinger (1-7 über 2600 und Brett8 >2500) gelang uns heute ein Zittersieg gegen Wattenscheid. Matchwinner Igor Khenkin: Sein Remis im Endspiel Läufer gegen Turm und Randbauer war das 4,5-3,5. Vor Ort von Vereinskameraden gefragt, ob es für Igor haltbar sei, war ich doch sehr unsicher und versprach einen Bericht; immerhin war das ein Anlaß, selber sich mal wieder mit dem Endspiel zu beschäftigen. Geläufig war mir noch, daß man bei Turm und Randbauer gegen Läufer den Randbauern nicht voreilig nach vorne ziehen darf. Dies gilt auch bei den Endspielen, wo es sich nicht um einen Randbauern handelt. Rückblickend kann ich feststellen:Nach dem 55.ten Zug von Schwarz war das Spiel für Weiß (Igor) laut OnlineTablebases ( http://www. shredderchess.de/online-schach/online-datenbanken/endspiel-datenbank.html) in 49 Zügen verloren (und in der Hauptvariante zieht zwischendurch der schwarze Bauer, also auch wenig Hoffnung auf 50ZügeRegel). Man muß dazu allerdings sagen, daß das Endspiel für beide Seiten sehr schwer zu spielen ist; mehrmals sind es Nuancen in der Figurenplatzierung, die zwischen Remis und Sieg entscheiden und dann das richtige Ziehen bei knapp werdender Zeit; nicht einfach. 56.Lf2 Um mit dem König von der 1.sten Reihe wegzukommen und den Läufer aktiver zu stellen. Man beachte, daß das reine Figurenendspiel (also ohne die Bauern) remis ist, da Weiß die richtige Ecke(h1) erreicht. Wäre ein weißfeldriger Läufer auf dem Brett, hätte Schwarz es einfacher. 56...Ke6 57.Kg2 Kd5 Die Schwierigkeit des Endspiels zeigt sich in den (subtilen) Fehlern, die beide erfahrenen Großmeister im Folgenden machen und das Ergebnis zwischen schwarzem Sieg und Remis pendeln lassen. Hier verraten uns die Tablebases, daß Kf5 schneller gewänne. Schwarz läuft in die falsche Richtung und müßte im nächsten Zug mit Ke6 reumütig zurückkehren. 58.Kg3 Kc4 59.Le3 War 57.Kd5 nur Zeitverlust, so hätte Igor jetzt das falsche Kc4 mit Lb6 kontern sollen. Remisstellung in Tablebase.Wenn man es weiß, fallen einem die Unterschiede auf: Kd3 käme dann nicht mit Angriff auf Läufer und der Läufer kann auch auf die Nachbardiagonale wechseln und f4 decken. 59...Kd3 Schwarz steht wieder auf Gewinn, von der Anzeige der nötigen Zuganzahl hat er aber keinen Fortschritt gemacht, weiterhin 49. 60.Lg5 Ta4 61.Kf2 Ein erneutes beidseitiges "Patzen". Ta4 verdarb wieder den Gewinn und Kf2 gab das Kompliment zurück. 61...Tb4 62.Lf6 Tc4 63.Lg5 Erneut aufeinanderfolgender Fehler beider Seiten. 63...Ta4 64.Le7 Ta7 65.Lg5 Tb7 66.Lf6 Tb6 67.Lg5 Tc6 68.Le7 Tc2+ 69.Kg3 Tc7 Die Stellung ist wieder Remis. Meiner Ansicht nach sollte sich der Läufer auf e5 platzieren, Bauer auf f4 deckend und gleichzeitig selber gedeckt sein. Man müßte dann mit dem König auf g4 und h4 pendeln. Diese Verteidigung war bei den ersten Versuchen mit der Tablebase erfolgreich. 70.Ld6 Td7 71.Le5 Ke3 72.Kg4 Td1 73.Lf4+ Hiernach ist der Bauer bald weg;f4 war einziger Remiszug. 73...Ke2 74.Lg3 Tf1 75.f4 Ke3 Aufgrund der schlechten Platzierung des Läufers hinter dem Bauern ist in den nächsten Zügen f5 erzwungen. Das Igor ihn sofort gibt, ist deswegen nicht zu tadeln. 76.f5 Ke4 77.Lc7 Der Läufer ist in dem gleich entstehenden Endspiel auf der Diagonale h2-b8 optimal platziert, er nimmt dem schwarzen König einige Felder und Bauernmarsch bis nach h2 ist nicht einfach durchzusetzen. 77...Txf5 Das seit langem befürchtete und für Igor verlorene Endspiel Turm + Randbauer gegen Läufer ist da. Schwarz muß sich das Feld g2 für den König freikämpfen, oder bei vom Rand abgeschnittenem weißen König den Turm so auf g2 verankern können, daß der Bauer freie Bahn zum Umwandlungsfeld hat(wKf1; sTg2,Kh3 zählt somit in den meisten Fällen nicht dazu oder ist nur ein Etappenziel). Hierbei sind subtile Manöver notwendig und bei einer Variante muß man das Feld h4 für den König freihalten. 78.Kg3 Tg5+ 79.Kh2 Kf3 80.Kh1 Tc5 81.Ld6 Tc2 82.Le5 h5 83.Lb8 Kg4 84.Ld6 Kh3 85.Kg1 Tg2+ 86.Kf1 [86.Kh1 der andere Königszug verliert schneller, man sehe: 86...Td2 87.Lc5 h4 88.Lg1 Kg3 89.La7 Tb2 verhindert das Schach auf b8. 90.Ld4 Th2+ 91.Kg1 Te2 92.Kh1 (92.Kf1 Tg2 und Schwarz hat sein Ziel ereicht: der weiße König ist abgeschnitten und der Randbauer hat freie Bahn.) 92...h3 93.Lc5 h2 94.Ld6+ Kh3 95.Lg3 Td2] 86...h4 hier dagegen ist der Bauernvorstoß noch voreilig und vergibt endgültig den Sieg. [86...Tg4 87.Kf2 Tg6 88.Lc7 Kh4 der König benötigt das Feld. 89.Ld8+ Kg4 90.Lc7 Kf5 91.Kf3 h4 92.Lh2 h3 93.Lg3 Tg5 94.Lh2 Tg2 95.Lg3 Td2 und h3-h2 ist nicht mehr zu verhindern.] 87.Lc7 Tg3 Natürlich darf Weiß nicht nehmen. Mit dem nächsten Zug wird verhindert, daß der schwarze König nach h1 läuft. 88.Kf2 [88.Lb8 Kh2 89.Lc7 Kh1 90.Kf2 Tg7 91.Lb8 Tf7+ wäre stattdessen gewonnen.] 88...Tg2+ 89.Kf1 Tg3 90.Kf2 Tc3 91.Lb8 Tc1 92.Le5 Tc8 93.Ld6 Tg8 94.Lc7 Tg6 95.Lb8 Kg4 96.Kg2 Wäre Weiß im vorherigen Zug unvorsichtig mit dem Läufer nach e5 gegangen, wäre dieser Zug nicht möglich und Schwarz hätte doch noch gewonnen. Die restlichen Züge werde ich nur sporadisch kommentieren, da wenig anzumerken ist. 96...Tc6 97.Le5 Tc2+ 98.Kg1 Kf3 99.Lb8 Tg2+ 100.Kh1 Einziger Zug. Kf1 wäre falsch, da wieder das oben genannte Kriterium des absperrenden Turms auf g2 gekoppelt mit freier Bahn des Bauerns nach h2 greifen würde. 100...Tg8 101.Lc7 Tc8 102.Ld6 Tc2 103.Lb8 Tc6 104.Kh2 Tc1 105.Ld6 Kg4 106.Lb8 Tc2+ 107.Kg1 Kh3 108.Ld6 Tc6 109.Lb8 Tf6 110.Lc7 Tf8 111.Ld6 Tc8 112.Kf2 Tg8 113.Lc7 Tg6 114.Lb8 Tg3 115.Ld6 Tg2+ 116.Kf1 Td2 117.Lc7 Td7 118.Lb8 Te7 119.Ld6 Te8 120.Lc7 Tf8+ 121.Kg1 Tc8 122.Ld6 Tc6 123.Lb8 Tb6 124.Lc7 Ta6 125.Lb8 Tc6 126.Kf2 Kg4 127.Kg2 Tc1 128.Ld6 h3+ 129.Kh2 Kf3 130.Le5 Und natürlich nicht Kh3:. 130...Tc2+ 131.Kh1 Kg4 132.Lb8 Kf5 133.Ld6 Kg4 134.Lb8 h2 135.Lxh2 Kh3 136.Lg1 Tc1 1/2-1/2